20 Jahre Regenbogenland in der Friedensstadt

von Rainer Gerhardt
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Zu den schönsten Geräuschen, die man in einer Stadt hören kann, gehört das Lachen von Kindern. Dieses Lachen kann man in der Friedensstadt seit 20 Jahren vor, im und hinter dem Kokertschen Haus hören, denn am 2. Mai 2001 begann dort eine johannische Erziehungs- und Bildungsarbeit mit Kindern.

Das Betreuungsangebot für Kinder war Anfang des Jahrtausends längst nicht so umfangreich wie heute. Gerade für Schulkinder gab es in der Region der Friedensstadt nichts Adäquates – sehr zum Leidwesen der dortigen Eltern. Getreu dem Wort von Erich Kästner „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es“ schritten 2001 einige von ihnen beherzt zur Tat und bauten in Absprache mit Kirchenoberhaupt Josephine Müller und den Verantwortlichen in der Friedensstadt das Erdgeschoss des größtenteils leerstehenden Kokertschen Hauses zu einem Schülerladen um. Dort wurden Kinder von Montag bis Freitag nach der Schule zunächst ehrenamtlich betreut. Am 2. Mai 2001 wurde der Schülerladen eröffnet, zwei Tage später kam Schwester Josephine zu Besuch und bat im Gebet um Schutz und Segen für die Einrichtung, die Kinder und die Mitarbeiter.

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Im September 2001 gründeten Eltern und andere Begeisterte den Verein Regenbogenland e. V., der später die Gemeinnützigkeit erhielt und seit vielen Jahren ein anerkannter Träger und Arbeitgeber in der Friedensstadt ist.

Anfangs stützte sich das ehrenamtliche Projekt überwiegend auf die Begeisterung der Mitmachenden, der Eltern und der Hilfe durch die Johannische Kirche. Mitarbeiter wurden über verschiedene, zeitlich begrenzte Maßnahmen finanziert. Um den Betrieb für die Zukunft sichern zu können, brauchte es aber langfristig eine öffentliche Anerkennung und Finanzierung. Nach engagiert geführten Verhandlungen war es im Februar 2003 endlich so weit: Am 20.2.2003 erteilte das Landesjugendamt Brandenburg die Betriebserlaubnis, der Schülerladen wurde somit zu einer offiziellen Betriebsstätte.

Am Palmsonntag, dem 13. April 2003, informierte der Trägerverein wieder einmal Mitglieder und Interessenten über den Schülerladen, den zu dieser Zeit zehn Kinder besuchten. Im Laufe der folgenden Monate zeigte es sich dann, dass statt der Betreuung von Schülern die Betreuung und Erziehung von Kleinkindern immer wichtiger wurde. Der Verein passte daraufhin sein Konzept an, und nach Verhandlungen mit den öffentlichen Stellen wurde am 1. August 2004 die Betriebserlaubnis für einen Kindergarten mit Hortbereich erteilt. Das war der Beginn der bis heute andauernden Arbeit in der Kindertagesstätte Regenbogenland. Diese ist ausgerichtet für bis zu 23 Kinder im Alter von 0 bis 6 Jahren, die von drei bis vier Erziehern betreut werden.

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Kita-Leitung und Mitarbeiter sowie der Trägerverein arbeiten kontinuierlich und gemeinsam an der Konzeption der Einrichtung, die den Bildungsvorgaben des Landes Brandenburgs entspricht und auch Leitbild, Leit- linien, Bildungsverständnis und pädagogischen Ansatz umfasst.

Als freier, konfessioneller Träger bereichert die Kita das regionale Bildungsangebot, der Trägerverein ist Mitglied im Landesverband Brandenburg des Sozialverbandes „Der Paritätische“. In der Konzeption heißt es unter anderem: „Die Kita Regenbogenland ist eine konfessionelle, johannische Einrichtung. Die Arbeit mit den Kindern in der Einrichtung des Regenbogenlandes ist geprägt von einem christlichen Menschenbild in Anlehnung an die Glaubenslehre der Johannischen Kirche, KdöR.

Als Einrichtung in der Friedensstadt Weißenberg unterstützen wir die Ziele, unter denen die Arbeit in dieser Siedlung steht: Menschlichkeit, Achtung und Bewahrung der Schöpfung, Handeln als Geschöpf Gottes, Verantwortung, Frieden.

Wir begleiten Kinder in ihrem Aufwachsen und eröffnen ihnen in Ergänzung zur Familie Lebens- und Lernräume.

Wir nehmen jedes Kind als Geschöpf Gottes wahr und stärken es in seinem Selbstsein und im Prozess seiner Selbstwerdung. Wir laden die Kinder zur Begegnung mit unserer Religion ein.

Wir sind offen für Kinder und Eltern ohne religiöse Bindung oder mit anderen religiösen und weltanschaulichen Überzeugungen und respektieren sie. Jedes Kind ist ein unverwechselbares und einzigartiges Geschöpf Gottes. Wir unterstützen die individuelle Entwicklung und die Fähigkeit, aktives Teil einer Gruppe zu sein.

Wir gehen auf die Familien der Kinder zu, nehmen ihre Wünsche und Erwartungen wahr und beteiligen sie an der Gestaltung des Lebens in der Kindertageseinrichtung.

Wir möchten Kinder darin unterstützen, dass sie eine behütete Kindheit mit dem Maß an Liebe und Förderung erleben können, wie sie es brauchen und als einzigartige Geschöpfe Gottes verdienen.“ –

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In der Kita wird täglich im Morgenkreis ein gemeinsames Vaterunser gesprochen, wenn ein Geburtstagskind dabei ist, werden Glück- und Segenswünsche in dieses Gebet gelegt. Auch Ursprung und Bedeutung von religiösen Feiertagen werden erklärt und von den Kindern interessiert aufgenommen.

Von Anfang an erhielt das Regenbogenland großherzige und liebevolle praktische und finanzielle Unterstützung. Vieles wirkt zusammen und hilft: ob Beiträge der Vereinsmitglieder, Arbeitseinsätze der Eltern, Sachspenden und praktische Hilfe von Nachbarn und Freunden, Geldspenden, Hilfe durch die ortsansässige Urgemeinde oder Unterstützung und Ausrichtung erst durch Oberhaupt Schwester Josephine und heute durch die Kirchenleitung Stefan Tzschentke und Daniel Stolpe.

Nicht zu vergessen ist das großartige Engagement der Mitarbeiter – ob ehemalige oder aktuelle. Ohne ihren Beitrag, gerade auch unter den erschwerenden Pandemiebedingungen, wären 20 Jahre Regenbogenland in der Friedensstadt nicht möglich gewesen.

Größter Dank geht aber an den Meister Joseph Weißenberg, der diese Arbeit in seiner Stadt beschützt und segnet – zum Wohle vieler Kinder, die in den vergangenen 20 Jahren im Regenbogenland Ausrichtung und ein Zuhause gefunden haben.

Nachtrag: Mittlerweile entsteht wenige Hundert Meter vom Regenbogenland entfernt das Gebäude für eine neue Kita, die ab Sommer / Herbst 2022 in Trägerschaft des Johannischen Sozialwerks e.V. Platz für über 70 Kinder bieten wird. Eine gesegnete Arbeit wird dann gut weitergeführt.

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Im Laufe von 20 Jahren, die das Regenbogenland als Schülerladen und Kindertagesstätte in der Friedensstadt tätig ist, haben dort viele Mitarbeiter und Kinder miteinander und aneinander gearbeitet. Manche der ersten Kinder sind mittlerweile ebenfalls Eltern – die Zeit vergeht.