70 Jahre Friedhofskapelle Glau

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10.1.1051: Erster johannischer Bau nach dem Kirchenverbot

Am 10. Januar 1951 war der Spatenstich für den ersten johannischen Bau nach dem Kirchenverbot: die Friedhofskapelle in Glau. Kirchenoberhaupt Frieda Müller sagte damals unter anderem:

„Wir wollen uns zum Neubeginn hier vereinigen und wollen Gott um Kraft und Segen bitten für diesen neuen Anfang. Möge dieser Bau der Friedhofskapelle, die uns alle einmal aufnehmen wird – das gemeinsame Haus, als Mahnmal stehen, dass wir das Alte begraben und neu anfangen und jeder Einzelne in sich selbst die Gewissheit erlebe: Auch wir hier müssen alles begraben, alle Lieblosigkeit, allen Hass, Neid, Zank und Streit, damit endlich Friede und Einigkeit einziehen mögen. Unser Meister hat uns an diesem Friedhof gezeigt: Ob arm, ob reich, im Tode sind wir alle gleich, sind Kameraden auf dem Weg zum ewigen Leben. Herr und Meister, gib uns deine Kraft und deinen Segen, gib zum guten Wollen das Vollbringen. Möge dieses Haus für alle Seelen, die darin Frieden finden, das Tor zum ewigen Leben werden.“ Schon im Mai desselben Jahres konnte die schlichte Kapelle eingeweiht werden. Sie wurde aus den Steinen des im Krieg zerstörten Hotel Waldfrieden in freiwilliger Gemeinschaftsarbeit geschaffen.

Am Eingang der Kapelle finden wir den Spruch: „Ein Abschiednehmen für jene Welt, so wird der Heimgang recht bestellt. Der Eingang in die Himmelshöhen, das ist des Geistes Auferstehen.“

Wärme und Frieden sollen von diesem Haus ausgehen, denn Gebet und Gottes Segen liegen dem zugrunde. Mit Gott bauen wird letztlich den Menschen diese Kraft spürbar machen und helfen, zum Himmel zu erziehen, dem Erdendasein Sinn und Ziel zu schenken und zu festigen. Es fängt bei unserer Einstellung, unseren Gedanken an, wie wir mit Leben und Tod umgehen. Diese Kräfte bauen eine Welt mit.

Am Altar stehen die Worte: „Gehet ein in das Heimatland der ewigen Liebe.“ Sie sind wegweisend für eine Seele und schaffen die Verbindung zu den Lebenden, zu einer Gemeinschaft seines Geistes. Das prägt auch das Bild des Friedhofs: der Gemeinschaftsgedanke und der Glaube an ein Fortleben der Seele nach dem Tode. Und im Tode sind wir alle gleich, das spiegelt sich in der gärtnerischen Gestaltung dieses Fleckchens Erde, das sich in die märkische Landschaft einfügt und Vergehen und Werden durch die Jahreszeiten zeigt als einen Hinweis auf Sterben und Fortleben. Die einheitliche Grabpflege überwindet auch altes Denken, vielleicht hier in reicher Weise die Gräber zu schmücken, um Zuwendung zu dokumentieren, während andere Gräber in Vergessenheit geraten.

Dieser Ort ist nicht Stätte der Trauer, sondern einer der Besinnung und des Friedens in Gott, diese besondere Ausstrahlung empfinden viele Besucher. Schon zu Lebzeiten wollen wir um eine Wanderkameradschaft bemüht sein und uns mehr und mehr öffnen für die lichten Helfer. Der Psalmist mahnt: „Herr, lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.“

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An Christi Himmelfahrt, dem 5. Mai 1951, wurde die Kapelle auf dem Friedhof der Friedensstadt in Glau eingeweiht. Nach der feierlichen Übernahme des Torschlüssels öffnete Kirchenoberhaupt Frieda Müller die Kapelle, betrat mit ihrer Begleitung und den geladenen Gästen den schön geschmückten Innenraum und nahm die Einweihung im Rahmen eines kurzen Dankgottesdienstes vor. – So berichtete Weg und Ziel vor 70 Jahren in der Ausgabe vom 13.5.1951