Angst

Gemeindebrief
von Armin M.
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Angststörungen sind medizinisch Herzrasen, Schwitzen, Zittern, Atemnot, Schwindel und könne zu Panikattacken führen. Das wären die nüchternen, medizinischen Erklärungen bzw. Auswirkungen des Körpers, beschreiben aber nicht den seelischen Zustand der Betroffenen. Diese ziehen teils jahrelange Therapien nach sich. Denn es bleibt bei den Betroffenen „die Angst vor der Angst“. Angst ist ein Grundgefühl des Menschen, mehr oder weniger ausgeprägt, dient es auch dem Selbstschutz vor bedrohlichen Situationen der körperlichen Unversehrtheit, Verlust der Selbstachtung oder des Selbstbildes. Davor ist ein gottgläubiger Mensch nicht gefeit oder geschützt, wohl aber kann ein Betroffener in seinem Glauben Stärkung finden.

Unlängst lief im Fernsehen ein Krimi, der die „Angst“ thematisierte. Der Protagonist, ein bekannter Schauspieler, stellte im Verlauf des Films verschiedene Angststörungen nach, wie er diesen teilweise erlag oder sie versuchte, in den Griff zu bekommen. Als Außenstehender konnte man so Einblick in seine Psyche erlangen. Er lieferte ein Regiedebüt ab, das ein Glanzstück mit schrägen Bildern, schwarzem Humor und herbem Tiefgang hatte. Bjärne Mädel brillierte in dieser Hauptrolle. Tage später las ich von ihm ein Interview, in welchem er bekannte, in seinem Leben unter Beklemmungen gelitten zu haben: „Es gab eine Phase, in der ich Angst hatte vor dem Sterben. Ich wurde nachts wach, und das Herz raste - aus Angst vor dem, was passieren könnte“, fügte hinzu: „Ich hatte Angst vor der Unerklärbarkeit und der Endlichkeit des Daseins“.

Unerklärbarkeit und die Endlichkeit des Daseins ? Wer jetzt denkt: ,ha, wir wissens besser´, sollte sich vielmehr glücklich schätzen, statt besserwisserisch zu denken. Das Jenseitsdenken hat uns unser Kirchengründer gelehrt. Eng verknüpft ist der Glaube, dass mit dem Tode nicht alles aus ist. Die Endlichkeit des Dasein ist auf dieses Erdendasein beschränkt, weil wir im „Fortleben“ einen beeindruckenden Einblick in eine geistige Welt bekommen haben. Anders bei den Menschen, die nicht jenseitsbezogenes Denken pflegen und Angst vor der Endlichkeit des Daseins haben. Vom Wissen einer nicht sichtbaren Welt umgeben, können „Gesunde“ oft nicht nachvollziehen, wie Menschen mit „Antennen“ für ihre geistige Umwelt bis zu körperlichen Beklemmungen, Unwohlsein und Atemnot leiden. Der oben erwähnte Film stellte diese Situationen schonungslos nach.
Themenwechsel: Mich umschlich Angst, als ich die Fernsehbilder vom 6. Januar diesen Jahres im Fernsehen gesehen habe, wie ein aufgestachelter Mob die Treppen zum Kapitol erstürmte, erkletterte und bedrängte. Die anschließenden Bilder in Foto und Film innerhalb des Kapitols habe ich mehr als verstörend empfunden, die in meinen Augen als die Schleusung der Finsternis mit wutheulenden, verzerrten, behörnten und bemalten Gesichtern, zottigen Bärten nach Beute jeder Art suchten. Das alles angestiftet von einem Menschen, der vier Jahre lang mit widerlegten Lügen Massen mobilisiert und seine Anhängerschaft polarisiert hat. Die Inkarnation des Bösen hatte weltweit Entsetzen und bei mir Angst um die Zukunft Amerikas ausgelöst. Im oben zitierten „Fortleben“ beschreibt der Geistfreund die Wesen, die er dort in der Finsternis antraf: „Etliche sind darunter, die haben zehnfache Hörner auf dem Kopf. Die grässlichen, rot leuchtenden Augen brennen wie das helle Feuer vor Wut…“ Das was dort sichtbar wurde, ist ein Lehrbeispiel, für das was uns täglich an unsichtbaren Mächten umgibt, die ein Mensch mit einem Gefühl für Schwere, Traurigkeit als Angst und Bedrohung empfindet. Unser Kirchengründer Joseph Weißenberg mahnte immer wieder: „Gedanken sind Gewalten, sind Gestalten“. Jede Tat, ob gut oder böse, beginnt im Kopf, dort nisten sich Gedanken ein, dort nehmen Gedanken Gestalt an.

Im Silvester Gottesdienst sprach der Geistfreund: „Die Mächtigen dieser Welt, sie leben nicht ewig. Die Mächtigen dieser Welt regieren nicht ewig. Und das, was sie dann erwartet, ist eine geistige Wahrheit, der sie sich nicht mehr entziehen können und die soviel härter ist, als jedes Strafmaß dieser Erde…“

Wie wohltuend war nur eine Woche später die Vereidigung zum neuen Präsidenten Amerikas mit prächtiger Kulisse, Sonnenschein und mit einer Sängerin, die nach zwei Gebeten rief : „Eine Nation unter Gott, mit Freiheit und Gerechtigkeit für alle!“ Der Kolumnist einer Berliner Tageszeitung schrieb bei dieser Szenerie, dass er nicht weinen, sondern flennen mochte vor Erleichterung als die Nationalhymne erklang. Mir erging es nicht anders, die eine oder andere Träne floß… Wie wohltuend war es einen Tag später im Oval Office im Weißen Haus zu sehen, wie zum Arbeitsbeginn des Tages der neue Präsident mit den Mitar-beitern gebetet hatte, während sein Vorgänger - wenn er nicht gerade beim Golfen war - wahrscheinlich bei Arbeitsbeginn seine goldenen Brokatvorhänge gestreichelt hätte.

Wie sprach zu Silvester der Geistfreund ? „Die Mächtigen dieser Welt regieren nicht ewig…“

Was sagt der Volksmund: „Gottes Mühlen mahlen langsam, aber sie mahlen“

Ich meine: Soo langsam haben sie gar nicht gemahlen…