Auf Gott warten?

Gemeindebrief
von Konstanze P.
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Auf Gott warten?

Niemand besitzt Gott so,

dass er nicht mehr auf ihn warten müsste

Und doch kann niemand auf Gott warten,

der nicht wüsste, dass Gott

schon längst auf ihn gewartet hat.

Dietrich Bonnhoeffer (1906 – 1945)

Auf den ersten Blick nicht leicht zu verstehen und doch hat mich dieses Wort Bonnhoeffers sehr angesprochen. Es zeigt uns, wie unterschiedlich unsere Beziehung zu Gott im Alltag sein kann. Mal fühlen wir uns ihm ganz nah und manchmal fühlen wir uns von ihm so gänzlich verlassen und vergessen.

Wir können Gott nicht besitzen, immer wieder warten wir auf eine Verbindung zu ihm, auf Hilfe in der Not, auf Antworten für unsere Fragen, auf die innere Geborgenheit und Sicherheit. Wir warten, wir erwarten etwas und können doch selbst etwas tun, um ihm näher zu sein. Singen, Gemeinschaft suchen, Beten, gute Gedanken, anderen eine Freude bereiten, Gottesdienst besuchen, dankbar in der Natur sein und noch so vieles mehr. Und auch wenn sich bei allem dieses Gefühl der Gottesnähe nicht einstellt, will uns Bonhoeffer sagen, dass Gott immer auf uns wartet. Auch Jesus hat in seiner letzten Stunde den Satz gesagt, der ihn uns so nahe bringt; „Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen.“ Und dennoch ist er seinen Weg gegangen in dem Wissen, der Vater wartet auf ihn und hält alles in seine Händen. Auch uns kann dieses Wissen trösten und bei allem Auf und Ab des Lebens begleiten, wie es uns auch David in Psalm 139, Vers 8-10 sagt: Führe ich gen Himmel, so bist du da. Bettete ich mich in die Hölle, siehe, so bist du auch da. Nähme ich Flügel der Morgenröte und bliebe am äußersten Meer, so würde mich doch deine Hand daselbst führen und deine Rechte mich halten.

Mit dieser Gewissheit können wir uns getrost und vertrauensvoll an Gott wenden und wissen, er wartet auf uns, auf mich.

Quo vadis domini? – Wo bist Du, Herr?

Bist Du in meinen Tagen

In meinem Wort und Tun

Kann ich Dich weitertragen

Und sicher in Dir ruh´n?

Du bist ja nicht mein Eigen

So wie ich Deines bin

Und doch willst Du mir zeigen

Dass ich geborgen bin

Du bist bei uns in Liebe

Groß, stetig und getreu

In all unserem Getriebe

Und jeden Morgen neu