Frieda Müller, ein Leben für die Kirche

Gemeindebrief
von Armin M.
PDF-Ansicht

Vor zehn Jahren haben wir im St.-Michaels-Heim den Tag ihres 100. Geburtstages gefeiert. Anläßlich dieses Tages wurde ein Film über ihr Wirken uraufgeführt. Der Prediger Siegfried Philipp, der maßgeblich an der Gestaltung des Films beteiligt war, hielt die Laudatio und verfaßte eine Broschüre, aus der hier teilweise zitiert wird.

Dieser Film wird ab Anfang Februar in der Mediathek der Johannischen Kirche, auf ihrer Website im passwortgeschützten Bereich zu sehen sein. Die Zugangsdaten erfragt bitte bei eurer zuständigen Gemeindeleitung. Diese filmische Biografie wurde zu Ehren Frieda Müllers aus historischen Aufnahmen, teils mit Liveton, zusammengestellt. Es ist der Versuch, nicht nur ihre besonderen Lebensleistungen bei offiziellen Anlässen sichtbar zu machen. Dabei wurde auf chronologische Abfolge bewußt verzichtet. Zeitsprünge wurden in Kauf genommen, um besondere Anliegen, die von Schwester Friedchen zielstrebig verfolgt wurden, deutlich zu machen. Das Material für die Dokumentation wurde zusammengetragen und unterliegt dadurch natürlich zeitbedingten technischen Schwierigkeiten. Über lange Lebensabschnitte gibt es keine fotografischen oder filmische Zeugnisse. Der lange Zeitraum von ihrer Geburt im Jahre 1911 bis zum Kriegsende ist filmisch nicht dokumentierbar.

Wir können nicht nachvollziehen, welchen Schwierigkeiten und Entbehrungen Frieda Müller in ihrer Kindheit und Jugend ausgesetzt war, mit dem „Makel“ behaftet, uneheliche Tochter eines umstrittenen und von der Obrigkeit und der „öffentlichen Meinung“ verfolgten Vaters zu sein. Gewiss wurde sie auch mitgetragen von der Verehrung, die Joseph Weißenberg bei seinen Anhängern genoß. Doch sie stellte sich allenm Hohn und Spott zum Trotz der Verantwortung und der Aufgabe, die Nachfolge als Oberhaupt der Kirche anzutreten. 1928 wurde sie von ihrem Vater Joseph Weißenberg als seine Nachfolgerin eingesetzt.

Die wenigen Filmszenen am Beginn der Dokumentation lassen erkennen : Hier übernimmt eine junge Frau die große Last eines hohen Amtes und zeigt dies auch in der Fürsorge in der Verbannung. Über die Zeit nach ihrer Ausweisung aus der Provinz Brandenburg, ihr Leben in der Familie ihres Onkels in Eldena und ihrer Dienstverpflichtung beim dortigen Reichsarbeitsdienst gibt es keine fotografischen Spuren, ebensowenig über ihre spätere Arbeit beim Berliner Orthopäden, der sich vor allem den Kindern der Arbeiterbezirke in der „Krüppelfürsorge“ widmete. Über diese für sie wichtige Zeit hat sie gelegentlich berichtet und manchen jungen Eltern bei körperlichen Fehlhaltungen der Kinder den dringenden Rat gegeben, hier ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Auch über ihre Einsätze als Rote-Kreuz-Schwester auf den Berliner Bahnhöfen, wenn Verwundeten-Transporte eintrafen, gibt es keine filmischen Zeugnisse. Was wir in der Dokumentation sehen, ist eine am Ende des Krieges junge Frau, schon von leidvollen Erfahrungen geprägt, doch voller Zuversicht und Mut, ihr hohes Amt anzupacken, getragen von dem Vertrauen, dabei stets von Gottes Hand gehalten und geführt zu werden.

Mit ihrem unbeirrbaren Vorwärtsschreiten hat Frieda Müller bedeutende Aufbauleistungen bei der Errichtung von Bauten und Einrichtungen vollbracht. Sie hat zugleich ihrer Tochter und Nachfolgerin ein großes und schweres Erbe hinterlassen, das zu erhalten und zu bewahren in unseren Zeiten eine nahezu übermenschliche Anstrengung erfordert.

Dass Frieda Müller vor allem Seelsorgerin im besten Sinne des Wortes war, dass sie sich Menschen widmete, die Hilfe brauchten, Rat suchten, oft in schwersten Lebenskrisen standen, konnte nicht Gegenstand filmischer Darstellung sein. An wie vielen Krankenlagern, an wie vielen Sterbebetten hat sie Trost und Zuversicht mir starker Glaubenskraft vermittelt: „Hand, die nicht lässt, halte mich fest!“ In wie vielen einsamen Stunden hat sie mit Gott um den rechten Weg gerungen und sich an diesen Worten festgehalten.

Dies alles kann diese kleine filmische Biografie nicht zeigen. Doch auch wenn sie unvollkommen ist und manchmal anscheinend an der Oberfläche bleibt: Ein besonderer Mensch möge erkennbar werden und dauerhaft erkennbar bleiben, der allen Widerständen zum Trotz seiner Sendung treu geblieben ist, und damit auch nachfolgenden Generationen Maßstäbe für ein Leben in der Nachfolge Joseph Weißenbergs gesetzt hat.