Es gibt Beunruhigungen, wohin man schaut: politische Entwicklungen, die man nicht versteht; Zukunftsaussichten, die einem Angst machen können; Geld das weniger wert ist; Umgangsformen, die erstaunlich an Niveau verlieren; Aggressivität im Straßenverkehr und auf der Straße; ein nicht zu kontrollierendes Internet… und es gäbe sicher noch viel mehr aufzuzählen.
Aber es gibt auch: Menschen, die für die Demokratie auf die Straße gehen; Wachstum der erneuerbaren Energien; neu entdeckte Krebsmedikamente, die Chancen schenken, die es früher nicht gab; viel solidarische Hilfe bei den starken Regenfällen; es gibt einen internationalen Recyclingtag und es werden heute viel mehr Dinge wiederbenutzt. Ein Unternehmer in Saarburg vermacht sein Modeunternehmen an seine Mitarbeiter. Eine Frau aus Hamburg vernetzt seit vielen Jahren Menschen miteinander, die sonst einsam wären, jung und alt, krank und gesund. Es gibt ehrenamtliche Lesepaten in Kindergärten. Es gibt den Autofahrer, der mich freundlich in die Schlange rein lässt. Es gibt die Natur, die einen immer wieder beschenken kann… und es gäbe sicher noch viel mehr aufzuzählen. Was will ich damit sagen? Es gibt beides, Helles und Dunkles in unserer heutigen Welt und es werden leider oft nur die negativen Dinge in den Medien berichtet. So werden wir beeinflusst und es gibt viele Menschen, die ständig dieses Negative bemerken, in den Gedanken bewegen und weitererzählen. Sie sehen und spüren das Gute gar nicht oder selten und sind so offen für die Ströme, die mit dem Negativen und der Angst Politik und Geschäfte machen und so unsere geistige Umwelt verdunkeln. Selbst in Predigten werden wir oft ermahnt, das Negative zu lassen, anstatt uns zu positiven Veränderungen zu locken.
In den kleinen alltäglichen Dingen fängt es an und schleicht sich manchmal, wie bei allen, auch in meine Gedanken, bedrückt oder ärgert mich. Wichtig ist immer wieder, es zu bemerken und zu reagieren. Nein, ich meckere bei der unfreundlichen Verkäuferin nicht zurück, ich denke: Vielleicht hat sie Kummer oder steht in ihrer Arbeit sehr unter Druck. Ich könnte ein verstehendes Wort finden: Sie haben aber auch viel Stress hier, und ein Lächeln verschenken. Oft kommt dann auch etwas zurück, aber auch wenn nicht, bin ich mit meinem Teil des Geschehens im Einklang und es belastet meine Gedanken nicht den für Rest meines Tages.
Ferdinand von Schirach erklärt in einem Interview: „Meine Therapie ist 2000 Jahre alt und stammt von Epiktet. Damals waren die Philosophen Psychiater. Die Leute gingen zu Sokrates und sagten: ‘Mir geht alles so auf die Nerven! Woran liegt das? Wie kann mein Leben glücken?’ Epiktet sagte: ’… nicht die Dinge selbst beunruhigen die Menschen, sondern ihre Urteile über sie. Für Ihre Gedanken sind ausschließlich Sie selbst verantwortlich, niemand sonst. Ihr unverschämter Vorgesetzter, Ihre bösartige Tante können Sie gar nichtquälen. Die sagen dummes Zeug und tun gemeine Dinge, ja. Aber es ist Ihre eigene Reaktion, die Sie quält. Sobald sie verstehen, dass nur Sie selbst für sich verantwortlich sind, wird alles langsam besser.’ “ (aus Sven Michaelsen: Hätte ich das bloß nie gesagt! Die neuen besten Interviews / Piper Verlag)
Ja, es wird nur langsam besser, weil man auch das üben und lernen muss. Und ja, das kommt uns doch bekannt vor: unsere Gedanken bauen unsere Welt und Leben ist immer jetzt. Was ich jetzt über mich, über mein Gegenüber und über die Welt denke, bestimmt mein Erleben, meine Grundstimmung, meinen eigenen inneren Frieden und dadurch auch meine Ausstrahlung.
Darum täglich – wie Zähne – auch Gedanken putzen. Positives suchen und auch mal erwähnen, dankbare Gedanken festhalten und immer ein paar aufhellende in der Herzenstasche haben, vielleicht in einer Liedzeile, als Bild, eine Erinnerung, einem Zettel mit einem Spruch am Spiegel oder in meinem Fall oft durch ein Verslein …
Du bist ein Haus für Deine Gedanken, Drum weise die in ihre Schranken Die dein Herz beschweren wollen Dir Steine auf die Seele rollen Lade die Schmetterlingsleichten ein Lass Sternenglanz und Sonne hinein Übe den Zauber der Dankbarkeit Und gehe erhellt durch deine Zeit