Geschossdecken wurden noch Anfang des 20. Jahrhunderts gern als Holzbalkendecken ausgeführt. Holz war ein Baustoff, der preisgünstig zur Verfügung stand, und diese Bauweise hatte sich einige hundert Jahre bewährt; man beherrschte sie. Kellerdecken wurden zu jener Zeit schon als Massivdecken ausgebildet, meist als Stahlträgerdecke mit Ausmauerung mit Lochsteinen in den Trägerfeldern. Das hatte seinen Grund: Die Keller waren unbeheizt und die Luftfeuchtigkeit war dort meist höher als in den Wohngeschossen.
Holzbalkendecken kamen als Geschossdecken auch im Glauer Hof zum Einsatz. Diese Holzbalkendecken haben 100 Jahre den Bewohnern gedient und sie sicher getragen.
Die Holzbalken im Glauer Hof sind auch durch den Leerstand während der Garnisonszeit stellenweise durch Holzschädlinge beschädigt. Undichtigkeiten in der Dachdeckung haben zudem an wenigen Stellen Fäulnis am Holz zugelassen. Die befallenen Stellen werden im Zuge der Bauarbeiten ausgebessert.
Hierzu wird KERTO-Furnierholz in verschiedene Dicken verwendet. Das KERTO-Furnierholz ist aus 3 mm dicken Holzfurnieren verleimt. Widerstandsfähigkeit gegen Holzschädlinge zeichnen diesen Werkstoff neben hoher Tragfähigkeit besonders aus. Die geschädigten Holzquerschnitte werden bis auf den gesunden Kern abgebeilt und anschließend seitlich verstärkt.
Die Kellerdecke im Glauer Hof wurde bereits als Stahlbetondecke ausgeführt. Joseph Monier (1823-1906), ein Gärtner, gilt als Erfinder des Stahlbetons. Er experimentierte an Blumenkübeln, die, aus Holz hergestellt, oft unbrauchbar wurden.
Er reparierte sie mit einer Mischung aus Zement, stellte aber bald fest, dass diese Konstruktionsart nicht hielt. Daher legte er im Folgenden eine Bewehrung ein. In unserer heutigen modernen Stahlbetonbauweise heißen daher die verwendeten Bewehrungsstäbe in einigen Gegenden noch Moniereisen.
Im Jahr 1875 baute Monier seine erste Brücke im Schloss Chazelet in Frankreich. So trat diese Bauweise ihren Siegeszug im Bauwesen, begünstigt durch die Industrialisierung, an. Im Glauer Hof fand diese moderne Bauweise eben in der Kellerdecke ihre Anwendung. Diese Tatsache muss man sich mal vor Augen führen, befand man sich damals doch hier in tiefster Provinz. Die Decke ist heute nach 100 Jahren noch in tadellosem Zustand.
Eine kleine Zeitreise in diese 1920er-Jahre: Der verlorene Krieg zwang die Regierung der Weimarer Republik, immer mehr Banknoten in Umlauf zu bringen. Das führte ein Jahr nach Fertigstellung des Glauer Hofs dann 1923 zur Inflation. Man kann sich ausmalen, unter welchen wirtschaftlichen Gegebenheiten damals auch in der Friedensstadt gebaut werden musste. Sparsamkeit und Wirtschaftlichkeit waren stets oberstes Gebot. Dass gerade in jener Zeit so viele Bauwerke entstanden sind, verdient heute unseren tiefsten Respekt.
Die teilweise beschädigten Holzbalken im Glauer Hof werden im Zuge der Bauarbeiten ausgebessert und verstärkt.