Dunkelgrau und unansehnlich steht er da, der Glauer Hof. Einst Mittelpunkt der aufstrebenden Siedlung in den 1920er-Jahren, sieht das Haus nach 60 Jahren militärischer Nutzung nun trostlos aus. Der Außenputz, die „Haut“ des Gebäudes, ist stark beschädigt, fehlt teilweise bereits großflächig oder hängt in Fetzen herunter. Andernorts hat die Außenhaut „Pflaster“ aus einer anderen Putzqualität bekommen.
Welche Funktion hat der Außenputz? Er soll die tragende Wandkonstruktion gegen direkte Witterungseinflüsse schützen und diffusionsoffen sein, um Feuchtigkeit aus dem Innenraum nach draußen transportieren zu können. Er ähnelt damit in seiner Funktionsweise unserer menschlichen Haut.
Wie sah die Fassade aber bauzeitlich wirklich aus? Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, hat die Glauer Hof – Inklusion leben gGmbH ein denkmalpflegerisches Gutachten bei Restauratorinnen in Auftrag gegeben, das Erstaunliches zu Tage brachte. An der Fassade wurden fünf Bauphasen abgelesen:
Die entnommene Putzprobe wurde im Baustofflabor auf ihre Bestandteile analysiert. Es war ursprünglich ein einlagiger Kalkputz in einer Schichtdicke von 1,0 cm (heute sehr ungewöhnlich) aufgetragen worden. Anhand der Auswertung wurde die bauzeitliche Putzmischung nachgebaut. Eine Musterfläche des bauzeitlichen Putzes ist auf der straßenseitigen Fassade bereits aufgezogen. Diese Ausführung ist aufgrund des Denkmalschutzes vorgeschrieben.
Neben der glatten Putzfassade hatte der Architekt Willy Fromholz bauzeitlich Schmuckelemente in „Art déco“ anbringen lassen. Diese Kunstrichtung wurde in den 1920er-Jahren gern verwendet und ist an manchen Bauten anzutreffen. Alle Zierelemente, auch die massiven Außenfensterbänke, müssen sorgfältig gereinigt, erhalten und Fehlstellen ergänzt werden.
Zur weiteren Fassadengestaltung gehören grüne Fenster und Klappläden im Erdgeschoss. Über dem Mittelbereich war früher die Schrift „Der Glauer Hof“ zu lesen, die heute fehlt. Sie wird im Zuge der Bauarbeiten wieder in ursprünglicher Farbe dunkelrot hergestellt. Schließlich soll der Glauer Hof wieder in seiner ursprünglichen Schönheit die Friedensstadt zieren.