Conny: Lieber Jethro, wir gehen ja wieder auf eine zum größten Teil digitale Kirchentagswoche zu und ich möchte Dir ein paar Fragen stellen, damit wir Geschwister uns einmal vorstellen können, was, wer und wie da im Hintergrund gearbeitet wird. Wie viele Mithelfer sind denn an den Übertragungen und Videos beteiligt?
Jethro: Was hier das St.-Michaels-Heim betrifft, haben wir eine Kernmannschaft, die für die Übertragungen zuständig ist. Für die Gottesdienstübertragungen sitzen wir ab 9, halb 10 zu dritt im Tonstudio, je einer für Bild, Ton und Licht, und einer ist noch draußen in der Kirche für den Ton im Saal. Was die Frage nach den Beteiligten am Programm der Kirchentagswoche betrifft, die kann man nicht pauschal beantworten, das sind ja Beiträge aus den ganzen Gemeinden. Bei diesen Beiträgen haben wir auch den redaktionellen Teil dabei, wo dann auch noch mehr Menschen von quer beteiligt sind bis hin zum Endprodukt. Das geht dann zur Weg und Ziel-Mannschaft, die das Ganze dann ins Internet schalten. Für die Kirchentagsbeiträge nehmen wir mal als Beispiel das Quiz der Religionen, was von Robin Köhler initiiert war. Er hat den redaktionellen Part, hat sich vielleicht auch mit anderen die Fragen dazu ausgedacht und bespricht das dann mit seinen Protagonisten. Dazu kommt noch der Bühnenaufbau, Licht, Bild- und Tontechnik, dann wird das Ganze gefilmt und hinterher zusammengeschnitten, da ist die Redaktion und die Bild- und Tontechnik auch dabei. Das fertige Produkt wird dann rausgegeben an die Weg und Ziel, die es ins Internet stellt. Dort wird auch der ganze Auf- und Einbau in die Webseite geleistet, das ist ein Riesenrattenschwanz, der da noch dabei ist.
C: Wie sind denn die Vorbereitungen für die Übertragungen?
J: In der Woche werden die Grafiken vorbereitet, die dann während des Gottesdienstes eingeblendet werden, also die Begrüßungs- und Verabschiedungstafel der Gemeinde sowie die Gemeindelieder. Auch wird für jede Übertragung, also jeden Gottesdienst und den Computer, der diesen übertragen soll, eine Identifikationsnummer vom Anbieter vergeben und mit Passwörtern versehen. Diese müssen verwaltet und den Gemeinden zugeordnet werden. Und letztlich kann hierüber der sogenannte Link auf der Internetseite der Kirche eingebunden werden, so dass immer der Gottesdienst der richtigen Gemeinde zur richtigen Zeit abgerufen werden kann. Vor dem Gottesdienst werden, sofern nicht fest installiert, Mikrofone, Kameras und ggf. Lautsprecher und Monitore installiert. Und alles, was vorher aufgebaut wurde, muss hinterher auch wieder abgebaut werden.
C: Wie lange braucht ihr für einen Beitrag, den wir uns dann auf der Internetseite gemütlich in einer halben Stunde anschauen können?
J: Für den Beitrag für das Fest der Religionen haben wir eine Woche gebraucht, den haben wir innerhalb der KiTa Woche gemacht. Für einen kleineren Beitrag aus den Gemeinden brauchen wir so insgesamt mit allem Drum und Dran 2-3 Tage. Einen Tag für die Aufnahme, einen Tag für den Schnitt und einen Tag als Puffer für die Nacharbeit.
C: Was sind für Fachleute nötig oder habt ihr euch das alles als Hobby angeeignet?
J: Wir haben die drei Bereiche Bild, Ton und IT. Ich kann nur für mich Auskunft geben. In allen Bereichen sollte man technisch affin sein und ich muss mich halt gut mit Bildgestaltung und Signaltechnik und beim Schnitt mit den entsprechenden Programmen auskennen. Bei mir hat das schon in der Jugend mit der Videogruppe angefangen als Hobby, wo man sich schon eine Menge angeeignet hat. Dann ging es weiter mit der fachlichen Ausbildung, ich habe Kommunikationselektronik gelernt, dann Multimedia-Projektmanagement. Aber man kann sich heute auch sehr, sehr viel über die Medien aneignen, über Lesen, YouTube-Tutorials oder Fernlehrgang, das war mir damals nicht möglich. Für die Sachen, die wir hier brauchen, kann man sich viel so aneignen und über Learning-by-Doing. Wir suchen dringend, händeringend Mitstreiter, egal welchen Alters, besonders im Bereich Bildtechnik, weil ich durch meinen Schichtdienst auch nicht immer vor Ort sein kann. Wenn man technisch affin und teamfähig ist, dann hat man schon die besten Voraussetzungen um unser Team zuverlässig und ausdauernd zu bereichern.
C: Wann ging diese Arbeit mit den Internetbeiträgen denn los?
J: Früher als Videogruppe haben wir ja schon viele Gottesdienste oder Kirchentagsbeiträge aufgenommen, noch mit VHS, und sind dann mit einem tragbaren Gerät in Altenheime oder zu Geschwistern gegangen, die nicht mehr kommen können und haben sie ihnen vorgespielt, aber das ist ja schon ewig her. Als es so langsam mit dem Internet losging, wollten wir schon länger Gottesdienste übertragen, aber es gab Vorbehalte und Ängste. Fines Abschiedsfeier war dann unsere Feuertaufe und wirklich unser allererster Einsatz als Team. Alles ging so krachend schnell, es ist wirklich unglaublich gewesen. Danach rief Karl-Heinz Häder an und fragte, wie schnell könnt ihr Internetübertragungen auf die Beine stellen? Zu der Zeit war ja Corona in Wuhan da draußen und die Folgen für unser Kirchenleben noch gar nicht absehbar. Im Nachhinein dachte ich, boah, was für eine Eingebung. Letztendlich waren ja alle Gerätschaften vorhanden, und innerhalb von 4 Tagen haben wir da oben ein komplettes, vollwertiges Fernsehstudio hin gebastelt. Wir haben uns dann nach und nach immer noch das Fehlende angeschafft. Im Grunde ging es darum, wie wir Gottesdienste übertragen können, denn wir werden demnächst keine mehr abhalten können. Was wir uns damals alle noch nicht vorstellen konnten.
C: Wie sieht es denn bei den großen Festgottesdiensten aus?
J: Eine besondere Herausforderung haben wir, wenn wir einen größeren Gottesdienst übertragen und Live dolmetschen, nach Grodno zum Beispiel. Da sitzt dann Luise Marek im Waldfrieden in einem Nebenraum, z. Zt. noch in der Kinderübertragung mit einem Mikrofon und einem Bildschirm. Den Gottesdienst streamen wir dann raus in die weite Welt, gleichzeitig geht Bild und Ton zu Luise und von da aus geht es mit einem 2. Stream gedolmetscht weiter nach Weißrussland. Gleichzeitig wird das Ganze noch aufgezeichnet, was wir dann als Ton und Bild mit ins St.-Michaels-Heim nehmen. Dort wird der Ton von Bettina Abraham abgeschrieben, geht danach noch zu Andrew Smyth, der das übersetzt. Anschließend wird das nachmittags nochmal komplett mit Andrew und seiner Übersetzung aufgenommen und abends als englisches File ins Internet gestellt. Das machen wir nicht simultan, wegen der Zeitverschiebung, damit die amerikanischen Geschwister nicht mitten in der Nacht den Gottesdienst hören müssen. Wenn wir unsere Aufnahme abends um 20:00 ins Internet stellen, dann können die Geschwister es um 11:00 ihrer Zeit anschauen und hören. Deshalb können wir uns den Luxus erlauben, uns da Zeit zu lassen. Aber das ist technisch schon ein großer Aufwand. Wenn Übertragungen im Haus sind für die Geschwister, die es zu Hause nicht hören und sehen können, wird die Technik auch eingerichtet und aufgebaut, wie jetzt auch wieder zum Kirchentag. Oft wird es gleichzeitig aufgenommen und hinterher ins Netz gestellt, was wieder Weg und Ziel bearbeitet und einstellt (Manuel Klose und Dirk Hartmann sind hier die Federführenden im IT-Bereich, die das Ganze unter sich haben).
C: Gab es denn auch mal komische oder besondere Ereignisse?
J: Na ja, Komisch nicht gerade, aber einmal haben wir hier eine Aufnahme für den gemeinsamen Gemeindetag von Kaulsdorf und der Hauptgemeinde gemacht. Da gab es plötzlich einen Stromausfall in Grunewald und das ganze Tonstudio lag im Dunkeln. Und nicht nur das Tonstudio, sondern auch die Bild- und die Telefonübertragung war plötzlich weg. Und man hat keine Chance, die Geschwister zu informieren. Christine Werner hat dann noch für die wenigen Anwesenden zu Ende gepredigt. Ja, sowas ist zum Glück nur einmal passiert.
C: Dann wünschen wir vom Gemeindebrief euch weiter gutes Gelingen und vor allem einige neue, motovierte Mitstreiter! Vielen Dank für den Einblick und vor allem vielen Dank für Eure Arbeit, die uns alle in dieser langen Zeit immer wieder miteinander verbunden hat.