Die Gedenkstätte unseres Kirchengründers Joseph Weißenberg

Gemeindebrief
von Armin M., Bildmaterial: Armin M. und Privatarchive
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Diese Gedenkstätte unseres Meisters im Lindenhof in der Friedensstadt Weißenberg wurde zu seinen Ehren am 22.5.1994 fertiggestellt, nachdem die Johannische Kirche am 29. März 1994 die Friedensstadt von den GUS-Staaten, der ehemaligen Sowjetunion, zurückerhalten hatte. Die Russische Föderation bzw. Sowjetarmee hatte von 1945 bis 1994 die Friedensstadt als Garnison betrieben. Die letzte friedensstiftende Handlung in der Friedensstadt war die Mithilfe der russischen Soldaten in der Garnison am Bau einer Gedenkstätte zu Ehren des Erbauers der Friedensstadt. Mit ihrem schweren Militär-Fuhrpark waren sie eine große Hilfe, denn die Erdbewegungen und Betonarbeiten begannen bereits, als die Friedensstadt noch unter Militärhoheit der GUS-Staaten stand. Der freundschaftlichen Verbundenheit zu den hochrangigen Militärs ist es zu verdanken, dass diese Arbeiten an der Gedenkstätte an der unmittelbaren Grenze zum Hoheitsgebiet der Russen beginnen konnten, bevor die Russen abzogen.

Am Beginn des Pfingst-Gottesdienstes am 22. Mai 1994 wandte sich Prediger Wilhelm Görike im Auftrag vom Oberhaupt Schwester Friedchen an die Festgemeinde und verkündete u.a.: Liebe Gemeinde, heute können wir voller Freude und Dankbarkeit mitteilen, dass die Gedenkstätte fertiggestellt ist. Alle Besucher des Pfingstfestes haben heute Nachmittag Gelegenheit, den Denkmalsplatz aufzusuchen, um dort ihr Dankgebet zu sprechen.

Im Dokumentarfilm: „Die Heimkehr des Meisters“, der im August 2021 wieder in der Mediathek unserer Kirche eingestellt wird, ist der Bau dieser Gedenkstätte in allen Einzelheiten beschrieben. Dieser hier vorliegende Artikel befasst sich mit der Geschichte dieser Gedenkstätte, deren krönender Abschluß darin liegt, dass die Gebeine unseres Meisters und Kirchengründers am 12. August 1995 in die Krypta überführt und zur letzten Ruhe gebettet werden konnten, nachdem sie 1966 in Obernigk in Polen exhumiert worden waren. Am 13. August 1995 wird die Gedenkstätte unseres Meisters eingeweiht und wenige Tage danach zum Geburtstag des Meisters, unser jährlicher Kirchentag, am 24. August 1995 sagt Schwester Friedchen: „ Wir wollen danken für 140 Jahre! Wir wollen Dir schwören Treue um Treue, bis wir drüben bei Dir sein werden in Deinem Heimatland!“ An diesem 140. Geburtstag, Donnerstag, den 24. August 1995, durften wir in der Festhalle der Friedensstadt dem Meister in herzlicher Dankbarkeit unsere Ehre erweisen. Bereits um 10 Uhr traten Schwester Friedchen und Schwester Josephine mit den Predigern an die Büste Joseph Weißenbergs, um den Geburtstag mit einem gemeinsamen Vaterunser zu beginnen. Vor dem Gebet wandte sich Schwester Friedchen mit den oben zitierten Worten an den Meister.

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Zwei Gestfreundreden wurden danach gehalten.

Durch Markus Moll u.a.:

„Der Herr ist mitten unter euch, er ist heimgekehrt in seine Stadt des Friedens! Und so möchte er, dass die Ströme des ewigen Lebens auch von euch zum Fließen geraten. Der Tag, dieser 13. August, den die Welt gesehen hat als Sieg, als scheinbaren Sieg, über euren Hirten und seine Kirche (Kirchenverbot 1935 Anm. d. Red.), ist ein Tag des Triumphes seiner Liebe über das Böse, das ihm und seinem Werk schaden wollte und schaden will. Aber ihr lieben Freunde, es ist ein Tag, wo der Herr seine ganze Gnade walten läßt über alles, was gegen das Werk steht. Er trägt alle Feinde in Liebe, daß auch sie den Weg finden dürfen zum Weißenberg.“

Und durch Jane Schermutzki u.a.:

„Ihr lebt in einer sehr bewegten Zeit. Möchte ein jeder von euch begreifen, wie wertvoll diese Zeit ist, die er lebt: Diese seine Inkarnation, sie beinhaltet, jetzt so viel. Möchte ein jeder von euch sich die Persönlichkeit, ja die Figur des Meisters jetzt vor Augen holen: Klein, kräftig, wendig, immer bemüht, das Wesentliche zuerst zu benennen ohne große Umschweife, tatkräftig, flexibel, keine Zeit vergebend, wo doch Zeit ein kostbares Gut ist. Nein, er kam immer schnell auf den Punkt und das tut er noch heute. Ihr seht es es an allem, das jetzt wächst und wird. Und nun da sein Wunsch erfüllt wurde, dass seine körperliche Hülle, das, was als Überrest noch ist, die letzte Ruhestatt gefunden hat, wird auch manches andere schneller vor sich gehen.“

Wenn wir heute vor der Gedenkstätte stehen und eintauchen in die friedliche Stille dieses Platzes, und uns von den kleinen Springbrunnen ringsum in eine andere Welt versetzen lassen, die Aussprüche und die Stationen des Meisters in seinem Leben auf dem Gedenkstein lesen, dann fällt nur ganz wenigen eine kleine goldblinkende ca. 30 x 30 cm große Skulptur am Sockel oberhalb des Kopfstücks auf. Hier handelt es sich um eine vergrößerte Nachbildung einer Kokarde. Diese sind Abzeichen, die sich meist an Uniformmützen befinden. So auch ist diese nachgebildete Kokarde das metallene Abzeichen von der Schirmmütze des Meisters, die er ständig trug. Diese ist in dem Meisterfilm häufig zu sehen, da er Mitglied im Kriegerverein „Ewiges Leben“ war. Die Kirchengemeinde Hamburg ließ diese Kokarde in Holz schnitzen, die dann in Metall gegossen wurde und am Sockel des alten Denkmals angebracht wurde, eingerahmt von Laubblättern.

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Viele Geschwister können sich noch an die bewegenden Momente erinnern, als am 24.8.2000 zum Kirchentag die Krypta für alle Besucher geöffnet wurde und jeder ein Gebet dort dem Meister körperlich so nah sprechen konnte. Das wiederholte sich dann zum 150. und 160. Geburtstag.

Da sich dieser Bericht aber auch der gesamten Geschichte dieser Gedenkstätte widmen soll, müssen wir tiefer in die Kirchengeschichte eintauchen. Wenn wir uns in die damalige Zeit versetzen wollen, dann war die Verehrung für Joseph Weißenberg sehr hoch, seine Geistesgaben und Prophezeiungen zierten die Schlagzeilen in der Tagespresse. So verwunderte es nicht, dass es in seiner Anhängerschaft Menschen gab, die ihm als Gründer einer Stadt - der Friedensstadt - ein Denkmal setzen wollten. In einem überlieferte Gespräch des Meisters mit Adolf Gast, einem Maurer-Polier in der Friedensstadt, berichtete Wilhelm Görike folgendes: Am Tage vor der Einweihung des Denkmals, das dem Meister zu Ehren Pfingsten 1933 im Lindenhof der Friedensstadt eingeweiht werden sollte, begegnete der Meister dem Bruder Adolf Gast. Er ging mit ihm ein Stück des Weges und fragte ihn: „ Gehst du morgen zur Denkmals-Einweihung?“ Bruder Gast entgegnete : „Aber selbstverständlich, lieber Meister!“ Darauf der Meister, dem gar nichts an dieser Feier lag: „Na, wenn du hingehst, dann komme ich auch!“ Es ist überliefert, dass der Meister keinen sonderlichen Gefallen an dieser Ehrung durch ein Denkmal hatte. Diese kleine Begebenheit mit Adolf Gast macht deutlich, dass der Meister sich mit dieser Ehrung schwer tat. Denkmalseinweihung%20DIN%20A4%20Kopie%202Trebbiner%20Bahnhof%20DIN%20A4%20Kopie%202Meister%20vor%20der%20Denkmalseinweihung%203%20DIN%20A4%20Kopie%202

Ganz anders seine Anhänger, die schon sehr früh am Pfingstmontag mit der Bahn anreisten und den Bahnhof Trebbin bevölkerten.

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Am oberen Ende des Lindenhofs befand sich dann der Denkmalsplatz, an welchem die Enthüllung stattfinden sollte. Bemerkenswert war, dass auf einigen Bildern ein Mikrofon zu sehen ist. Damals war eine Tonverstärkung nicht selbstverständlich und man kann annehmen, dass hier die erste Ton-Übertragungsanlage in der Ev.-Johannischen Kirche zu sehen ist.

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Versetzen wir uns in diese Zeit, viele angereiste Mitglieder, die sich mit ihren Gemeindebannern am oberen Ende des Lindenhofs in den Bergen niederließen. Eine geschäftstüchtige Porzellan-Manufaktur ließ es sich nicht nehmen von diesem Ereignis in der Friedensstadt mehrere dutzend Nachbildungen der Statue den Weißenbergern anzubieten.

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Bekannt ist, dass nach dem Kirchenverbot durch die Nationalsozialisten im Januar 1935 das Denkmal geschleift wurde. Am Denkmalsplatz führten ein paar Stufen zum traurig verbliebenen Sockel des ehemaligen Denkmals.

Der eingangs erwähnte Geistfreund sprach zum Schluss seiner Rede:

„Schöpft die Zeit aus, die euch gegeben ist, denn keiner weiß, wie lange er noch auf Erden hat. Seht eure Aufgabe nicht mit dem Auge, was euch liegt, sondern mit dem Auge, was allen von Nutzen ist; und es wird gelingen! Friedensstadt wird, wenn Friede einzieht auf Erden! Gott zum Gruß! Auf Wiedersehen!"