Für manche Menschen scheint die Bibel, flüchtig betrachtet, ein Buch mit sieben Siegeln zu sein. Sollte man das Wort Gottes daher nach eigenem Gutdünken neu schreiben? Jesus Christus selbst gab dazu Antwort (Matthäus 5,18): „Bis dass Himmel und Erde zergehe, wird nicht zergehen der kleinste Buchstabe noch ein Tüttel vom Gesetz, bis dass es alles geschehe.“ Joseph Weißenberg erklärte, dass nun die Zeit gekommen ist, in der die Offenbarung des Johannes in Erfüllung geht. Er sagte ferner, dass für jede Lage des menschlichen Lebens eine Geschichte in der Heiligen Schrift ist. Deshalb nannte er sie auch die „Richtschnur der menschlichen Daseinsstufe“. Die Bibel sollte daher in jedem Haus und auf jedem Richtertisch sein.
Gott durch Inspiration gegeben. Joseph Weißenberg lehrte auch, dass jeder Mensch mindestens einmal in seinem Leben die Bibel ganz gelesen haben sollte. Geistfreunde sagten dazu: „Zur Ausreifung des Geistes gehört der ganze Werdegang der Heiligen Schrift von Anfang bis zu Ende. Es ist nichts überflüssig, es ist nichts zu viel, es ist alles heilig, es ist alles Lichtweg.“
Menschen, die zu Joseph Weißenberg in die Sprechstunde kamen, empfahl er: „Schaffen Sie sich eine Bibel an, aber die richtige, evangelisch-lutherische, und mit den Apokryphen. Denn es sind schon in den Bibeln einige Veränderungen oder Verbesserungen vorgenommen worden, darum sehen Sie zu, dass Sie möglichst eine ältere Ausgabe bekommen. In diesen Bibeln steht noch der Urtext, wie ihn D. Martin Luther richtig übersetzt hat. Darum achten Sie auf meine Worte: Es wird bald die Zeit kommen, wo es überhaupt keine Bibeln mehr geben wird, dann werden viele Menschen ein großes Verlangen danach haben, aber es ist diese Bibel, von der ich spreche, nicht mehr zu haben. Wer diese Bibel hat, wird sie um keinen Preis abgeben wollen. Wenn dann später wieder welche gedruckt und herausgegeben werden, wird die heutige moderne wissenschaftliche Theologie vieles darin ändern und verbessern. Diese sind heute viel klüger, wie der Reformator Luther.“
Dass sich gerade heute Menschen für zeitgemäßer und viel klüger als Martin Luther halten, ist anhand der zunehmenden Anzahl neu geschriebener Bibeln zu beobachten. So bat bereits Pastor Dr. Ernesto Wollitz kurz vor dem Ersten Weltkrieg Joseph Weißenberg in einem Brief aus London, ihm eine Lutherbibel in großem Format anfertigen zu lassen, in der zwischen jedem Blatt ein leeres Blatt hineingebunden werden sollte, um auf den unbedruckten Blättern die Bibel zu vervollkommnen. Joseph Weißenberg wurde sehr ärgerlich und diktierte ein dreiseitiges Antwortschreiben, indem er dem Pastor gründlich seine Meinung über den unerhörten Frevel mitteilte. Als sein Sekretär ihm den Brief zur Unterschrift vorlegte, sagte er: „So, eine Seite ist noch frei, hier soll und muss er seinem Herzen Luft machen, eigenhändig seine Antwort darauf schreiben und diesen vervollkommneten Brief wieder zurückschicken.“ Dr. Wollitz reagierte prompt.
Martin Luther erfüllte seine Aufgabe, Wächter zu sein über die Wahrheit, die Jesus Christus einmal auf diese Erde getragen hat, Wächter über die Bibel, dass das Buch der Bücher für die Menschen wieder den Himmel aufschließen kann. Darum gab der Reformator auch wertvolle Tipps, wie man die Heilige Schrift richtig lesen und verstehen kann. Er sagte: „Ich lese die Bibel, wie ich meinen Apfelbaum ernte: Ich schüttle ihn, und was runterkommt und reif ist, das nehme ich. Das andere lasse ich noch hängen. Wenn ich eine Stelle der Bibel nicht verstehe, ziehe ich den Hut und geh vorüber.“
Wer also zu einem gewissen Zeitpunkt manches nicht verstehen kann, sollte Geduld haben. Es liegt auch an der inneren Verfassung der Menschen, ob sie Worte Gottes erreichen können oder nicht. Geistfreunde erklärten: „Das Buch der Bücher geöffnet ohne Gebet ist ein leeres Buch, welches die Kinder dieser Welt nicht verstehen.“ „Die Heilige Schrift geht in Erfüllung, und jeder Buchstabe wird für den lebendig, der diese Schrift im Geist und in der Wahrheit zu lesen versteht. […] Es ist das Wertvollste, was die Menschen auf dieser Erde besitzen.“ „Darum haltet das Wort der Schrift, so wie es euch gegeben ist und wie es der Meister euch gelehrt hat, als ein unverbrüchliches Wahrzeichen, an dem nicht gedreht und gedeutelt werden darf.“
Für Joseph Weißenberg war die Bibel ein kristallklarer Spiegel; was Menschen darin erkennen, hängt von ihnen selber ab. Martin Luther beschrieb das unterschiedliche Erkennen so: „Ich hab nun 28 Jahr, seit ich Doktor geworden bin, stetig in der Biblia gelesen und daraus gepredigt, doch bin ich ihrer nicht mächtig und find’ noch alle Tage etwas Neues drinnen.“ Gerade deshalb wird die Heilige Schrift auch als „lebendiges Wort Gottes“ bezeichnet. Geistfreunde erklärten diesbezüglich, dass jedes Wort der Bibel drei Bedeutungen hat, je nach unserer Erkenntnis können wir das eine oder andere daraus verstehen und als Kraft erfahren. Um Erkenntnis zu gewinnen, ist weniger hier mehr. „Die Heilige Schrift ist ein Kräutlein; je mehr du es reibst, desto mehr duftet es. Wie das Wort ist, so wird auch die Seele davon“, so Luther. Je intensiver wir uns mit einzelnen Versen der Bibel beschäftigen, desto mehr werden wir sie begreifen.
Joseph Weißenberg hat vielen Menschen empfohlen, im Rahmen ihrer täglichen Abendandachten pro Woche ein Kapitel zu lesen, dies aber ganz in sich wirken zu lassen. Martin Luther drückte es so aus: „Wenn Du am Abend schlafen gehst, so nimm noch etwas aus der Heiligen Schrift mit Dir zu Bett, um es im Herzen zu erwägen und es – gleich wie ein Tier – wiederzukäuen und damit sanft einzuschlafen. Es soll aber nicht viel sein, eher ganz wenig, aber gut durchdacht und verstanden. Und wenn Du am Morgen aufstehst, sollst Du es als den Ertrag des gestrigen Tages vorfinden.“ Menschen, die diesem Rat folgen, werden erleben können, dass ihr Körper nachts ruhen darf und ihre Seele dennoch geistig arbeitet. Früh am Morgen stehen dann gute Gedanken zum Start in den Tag bereit.
Von geistiger Seite wurde erklärt: „Darum unterschätzt es nicht, was ihr an dem Worte Gottes habt, denn kein anderes Wort, keine andere Schrift kann zu einem Halt und zu einem Schlüssel von dieser in jene Welt werden. Ihr glaubt nicht, welch gewaltige Kräfte in jedem Kapitel auf euch herabfließen, selbst die von euch so oft beiseitegeschobenen Geschlechtsregister, denn es sind viele Stäbe, es sind viele Ströme, viele dazwischen, die auch jetzt unter euch stehen und euch mit stützen sollen.“
Die eingangs zitierten prophetischen Worte Joseph Weißenbergs zur mangelnden Verfügbarkeit unveränderter Luther-Bibeln haben viele Menschen gerade in den Notzeiten der Kriege erfahren müssen. Auch in den letzten Jahren war es nicht ganz einfach, Luther-Bibeln mit Apokryphen von 1545 oder in der revidierten Fassung von 1912 zu guten Preisen zu erwerben. Doch das hat sich inzwischen geändert. Der VLB SILOAH e.V. bietet neuaufgelegte Luther-Bibeln in moderner und gut lesbarer Schrift an. Die in Weißrussland gedruckten deutschen Luther-Bibeln mit Apokryphen sind als sogenannte Taschenbibeln besonders preisgünstig. Die unrevidierte Lutherübersetzung von 1545 gibt es für 21,00 Euro und die revidierte Lutherübersetzung von 1912 für 19,50 Euro.
Verlag Lutherischer Buchhandlung SILOAH e.V.,
Rasthausstr. 15a, 36355 Grebenhain,
Tel.: (066 44) 208 09 68,
E-Mail: bestellung@vlb-siloah.de,
Internet: vlb-siloah.de/produkt-kategorie/bibel/luther-1912