Die Seele ist wie ein Wind

Gemeindebrief
von Konstanze P.
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Die Seele ist wie der Wind, der über Kräuter weht,

wie der Tau, der über die Wiesen sich legt,

wie die Regenluft, die wachsen macht.

Desgleichen ströme der Mensch ein Wohlwollen aus auf alle, die da Sehnsucht tragen

Ein Wind sei er, der den Elenden hilft,

ein Tau, der die Verlassenen tröstet.

Er sei wie die Regenluft, die die Ermatteten aufrichtet

und sie mit Liebe erfüllt wie Hungernde.

Hildegard von Bingen

Ich habe in den 7 Fastenwochen von Aschermittwoch bis Ostern an einem Schreibkurs teilgenommen, in dem ich zweimal in der Woche spannende und inspirierende Schreib-Hausaufgaben bekommen habe. An einem der Ergebnisse möchte ich Euch gerne teilhaben lassen. Die Aufgabe bestand aus drei Teilen und die erste Frage, zu der man drauflosschreiben sollte war:

Was sagt eigentlich meine Seele?

Oft lässt du mir nicht genug Raum, zwängst mich ein zwischen allen Alltagsdingen, sorgst für andere, für deinen Körper und lässt mich manchmal ein wenig zusammenschrumpeln. Aber du weißt, dass ich da bin. Du lässt auch Zeiten, in denen ich wichtig bin und spürst, wenn du etwas sagst oder tust, was mich verletzt. Mein Lebenselixier sind deine hellen Gedanken und deine Liebe zu Dingen, zu Menschen, zu dir selbst und zu dem göttlichen Funken in allem. Manchmal lässt du mich durchatmen, du gibst mir Balsam durch Stille, Musik und Räume, in denen ich aufblühen und wachsen kann. Bleibe dir treu und behalte mich im Blick und im Gefühl. Halte deine Augen, die Fenster, durch die ich schaue, offen für das Gute, für das Nötige, für die richtigen Entscheidungen, wobei es richtige und falsche ja eigentlich nicht gibt. Für die Entscheidungen, die uns beide, die wir ja eine Einheit sind, hell und leicht machen, liebender und gebender und dabei ganz eins, in unserer Mitte, immer reicher werdend an dem was wirklich zählt – an der Liebe!

Im zweiten Schritt sollte man alles sammeln, was die Seele genau jetzt braucht, alles, was einem spontan einfällt, auch Banales. Vieles ist mir eingefallen… Sonnenstrahlen, Umarmungen, Singen, ein gutes Buch, Loslassen, Lagerfeuer, Stille, Enkelzeit, Wind in den Haaren, Zukunftsvertrauen, Ideen, offene Türen, Frühlingsblumen, Freundinnen, frische Luft, großartige Gedanken, weiter Blick vom Balkon, Herzensgebete, Leichtigkeit, Strandspaziergang, Liebe...

Aus diesen Stichworten sollte man die drei auswählen, die einen besonders ansprechen und sie in das Gedicht von Hildegard von Bingen einsetzen. Meine Lieblingsworte waren Lagerfeuer, Zukunftsvertrauen und Frühlingsblumen und hier ist das verwandelte Gedicht:

Die Seele ist wie ein Lagerfeuer, an dem ich mich wärmen kann,

wie Zukunftsvertrauen, das mich stark und sicher macht,

wie Frühlingsblumen, die mich zu Freude und Wachstum ermutigen.

Desgleichen ströme der Mensch ein Wohlwollen aus auf alle, die da Sehnsucht tragen.

Ein Lagerfeuer sei er, das die Elenden wärmt,

Zukunftsvertrauen sei er, das die Verlassenen tröstet.

Er sei wie die Frühlingsblumen, die die Ermatteten aufrichten

und sie mit Liebe erfüllen wie Hungernde.

Ich hatte sehr viel Freude beim Schreiben und vielleicht habt Ihr ja auch Lust, mal zu sammeln, was Eure Seele jetzt braucht und wie Ihr das auf andere ausströmen könnt.