Als Mose das Volk Israel zurück gelassen hatte, um allein den Berg Sinai zu besteigen, wusste er nicht, mit welch für die gesamte Menschheit wichtiger Botschaft er betraut werden sollte. Als Überbringer der Gesetzestafeln mit den 10 Geboten kehrte er zurück. Gottes Volk hatte in der Zwischenzeit das 1. Gebot in schlimmster Form gebrochen. Und dennoch war Moses‘ Liebe größer, als er Gott für die Taten der Israeliten um Gnade und Verzeihen bat. Gott hatte in 10 Geboten formuliert, wie wir Menschen miteinander umgehen sollten, damit ein gutes Zusammenleben gewährleistet ist. Viele Jahrhunderte später versammelte sich wieder eine große Anzahl von Menschen an einem Berg. Sie waren auf der Suche nach Ausrichtung, die sie in den unzähligen von Menschen gemachten Regularien zu den 10 Geboten nicht mehr finden konnten. Sie hatten gehört, dass dieser Jesus von Nazareth Gott anders erklären konnte, in verständlicher Sprache und vor allem so, dass sie sich nicht mehr vor Gott fürchten müssten. Was kann ich tun, ich kleiner Mensch, dass ich Gott gefällig leben kann? Wie kann ich die vielen Vorschriften in meinem alltäglichen Leben einhalten? Wie finde ich den Weg zu Gott? Mit ruhiger Stimme beginnt Jesus mit tröstlichen Worten, welche Eigenschaften Menschen selig machen: Sanftmut, Friedfertigkeit, Sinn für Gerechtigkeit, Barmherzigkeit. Es war keine Rede von hohem oder niedrigem Stand, Reichtum oder Armut, dem Einhalten der Regeln, die von den Pharisäern und Schriftgelehrten durchgesetzt werden sollten. Welche Befreiung, welche Hoffnung, welche göttliche Liebe erfüllte die Anwesenden! Die letzte Unsicherheit, ob mein Weg zu Gott erreichbar sei, zerstreut Jesus mit zwei einfachen Gleichnissen: Ihr könnt das Salz der Erde und das Licht in der Dunkelheit sein! Jeder der Anwesenden versteht, was gemeint ist, wenn Jesus sie mit dem Salz vergleicht, denn eine Prise Salz verändert in hohem Maße alles, was ohne Würze war. Eine kleinste Tat bewirkt viel und ein Funke göttlicher Liebe bringt als Kerze Licht in die dunkle Welt. Jesus erinnert aber ebenso daran, dass die Gesetze des Sinai nicht aufgehoben werden, sondern dass sein Auftrag ist, diese zu erfüllen. Nicht alle werden den Worten Taten folgen lassen – können oder wollen. Wichtig für dich und für mich ist jedoch, dass diese Worte Jesu an die Menschen seiner Zeit gerichtet waren, die 10 Gebote an das Volk Israel, aber wir heute ebenso angesprochen sind und uns angesprochen fühlen müssen, im Einhalten der Mosaischen Gesetze und dem Gebot der Nächstenliebe, das uns der Heiland gelehrt hat.
Wir haben uns so sehr danach gesehnt, endlich wieder beisammen sitzen zu können und uns von den Strahlen der Sommersonne erwärmen zu lassen. Wir sitzen vielleicht auf dem Rodelberg im Britzer Garten, genießen das schöne Wetter und lauschen dem munteren Gezwitscher der Vögel. Sorglos und glücklich empfinden wir einen Tag in der Natur – oder sollte ich lieber sagen: wir sind selig. Vor 2.000 Jahren saßen ebenso viele Menschen an einem Hügel. Auch sie hofften nach langer Zeit des Verzichts auf eine positive Wendung ihres Daseins. Sie waren aus ihrem Alltag heraus getreten, um einem Rabbi aus Nazareth zuzuhören, der vielen von ihnen Heilung und Hoffnung gegeben, der ihnen einen neuen Weg aufgezeigt und ihnen von Gott im Himmel als Vater aller Menschen gepredigt hatte. Sie waren auf der Suche nach etwas irdischem Glück, nach Erkenntnis und Ausrichtung.
Und er setzte sich auf einen Berg und schenkte ihnen das Evangelium, die frohe Botschaft, dass es in eines jeden Hand liegt, selig zu werden. Der Christus Gottes tröstet die Kranken und Leid Tragenden, er bestätigt die Sanftmütigen und Barmherzigen in ihrem Handeln und er bekräftigt die Geisteshaltung derer, die reines Herzens und friedfertig sind. Christus redet nicht mit dem erhobenen Zeigefinger und dem Wort „Du musst ...“, er zeigt die Folgen der menschlich möglichen Handlungsweisen auf. Der Heiland zeigt Wege, von denen er weiß, dass sie beschwerlich sein können, von denen er aber eben auch weiß, dass es die wirklich richtigen sind, um den Himmel erreichen zu können. Er will, wie er im weiteren Verlauf der Bergpredigt betont, nicht die mosaischen Gesetze auflösen, die Gott seinem Volk auf dem Berg Sinai geschenkt hat, er bestätigt diese bis ins Kleinste, er will jedoch deutlich machen, dass nicht die Gesetze und viele Verordnungen einen Weg zum himmlischen Vater ebnen, sondern dass jeder Mensch durch sein Tun und Reden selbst verantwortlich ist und gemacht wird. Die Seligpreisungen, ebenso wie die gesamte Bergpredigt, erweitern die Erkenntnis dahin gehend, dass es nicht nur den Pharisäern und Schriftgelehrten möglich ist, nach dem irdischen Tod in die himmlische Ewigkeit zu gelangen, sondern jedem, der die Eigenschaften verkörpert, die genannt werden. Der Heiland empfindet sicherlich, dass es uns Menschen unmöglich ist, ohne Sünde durch unser Leben zu gehen, dass das Idealbild eines Gott Zugewandten von niemandem erreicht werden kann, dass es seine Mission sein wird, sich für die gesamte Menschheit zu opfern, und dennoch ruft er den Zuhörern damals und uns in seiner Nachfolge zu: „Seid fröhlich und getrost; es wird euch im Himmel wohl belohnt werden.“
Jahrhunderte nach der Richtung weisenden Bergpredigt des Heilands, Jahrhunderte der Entwicklung des Christentums zu einer Weltreligion, aber eben auch Jahrhunderte nach einer von Menschen eingeengten und von der urchristlichen Lehre entfernten Ausrichtung schickt Gott mehrere Propheten auf die Erde. Sie rufen zur Umkehr und mahnen die Mächtigen in den Kirchen und Staaten, die ursprünglich von Jesus Christus eingesetzten Gebote der Liebe zu Gott und zum Nächsten einzuhalten. Doch, wie uns die Geschichte lehrt, verhallten ihre Mahnungen und wurden bestenfalls verlacht. Die Verheißung, dass Gott den Tröster auf die Erde senden würde, der in alle Wahrheit führen sollte, war nahezu vergessen. In einem kleinen, schlesischen Dorf wird am 24. August 1855 ein Kind geboren, hinein in eine arme Familie von Tagelöhnern. Als Vierjähriger legte er einem Todkranken die Hände auf und heilte ihn, als Elfjähriger lässt er Engel des Lichts durch Schulkameraden sprechen, um das Pfingstgeschehen zu erklären, in der katholischen Kirche dient er als Ministrant und findet in seinem Pfarrer Carl Freiherr von Richthofen einen väterlichen Freund. Er erlernt den Beruf des Maurers, geht zum Militär und zieht nach Berlin, wo er in vielen Dienstleistungsberufen tätig ist. In einem Hellgesicht erschien ihm 1903 der Heiland und forderte ihn auf, seiner geistigen Berufung vollständig zu folgen. Seit dieser Zeit widmete er sich liebevoll der Heilung vieler Menschen an Leib und Seele. Er ermahnte die Geheilten, in ihren Kirchengemeinden mitzuarbeiten, das Gebet zu pflegen und den Glauben hoch zu halten. Für ihn galt, dass viele Wege zu Gott führen. Doch seine Anhänger wurden in den anderen Kirchen nicht gern gesehen. Aus diesem Grunde wurde 1926 die Johannische Kirche gegründet, in der von Beginn an die Achtung vor jedwedem Glauben und die Brüderlichkeit galten. Vorher hat er die Friedensstadt gegründet – mit und für seine Anhänger, die wegen der Inflation ihre Existenz bedroht sahen. Lebenslang berät er Menschen, die Hilfe suchend zu ihm kommen, heilt ihre Krankheiten und gibt ihnen Trost, bis das Unrechtsregime der Nationalsozialisten ihm die Friedensstadt, die Ehre und seine Freunde zu nehmen versuchen.
Es ist vieles überliefert, was er als Prophet gesagt, als Heilender getan und als Tröstender vollbracht hat, nur weniges hat er uns jedoch als Testament seines Glaubens schriftlich hinterlassen: den Brief aus dem Jahr 1905 mit ernsten und mahnenden Worten an uns als liebe Geschwister und drei den Kern seines Auftrages als Tröster besonders hervorhebende Worte seien hier zitiert: „Mein Gedanke war nur der, Menschen zu helfen, die da leidend, elend und krank waren.“ „Ich habe unter meiner Krone niedergelegt: Ich will aus dem Allerschlechtesten etwas Gutes machen.“ - „Mein Werk ist umsonst, wenn die Liebe nicht größer wird.“ Dank sei gesagt unserem Meister Joseph Weißenberg für Trost und Neuausrichtung, denn wir dürfen uns geborgen fühlen!