Es war ein Jahr nach Kriegsende 1946. Ihr müsst Euch vorstellen, dass eure Oma da ein kleines Baby war, so lange ist das schon her. Da gab es in Berlin eine Mutter mit zwei großen Mädels. Eine davon war 14 Jahre alt und sollte konfirmiert werden. Und das schon in zwei Wochen und sie hatten immer noch kein Kleid für die Konfirmation.
Vielleicht habt ihr schon mal diese alten schwarz-weiß-Fotos von Berlin nach dem Krieg gesehen; es war sehr viel zerstört und es gab kaum Geschäfte und Läden dort. Außerdem hatte die Familie wenig Geld. Aber am Straßenrand in den Ruinen, in diesen zerschossenen Häusern gab es immer wieder Menschen, die Sachen zum Tausch anboten. Einen Topf für ein Kopfkissen oder Schmuck für etwas zu Essen. Mehrere Male waren Mutter und Schwester schon auf die Suche gegangen - nichts. Dann standen sie eines Tages erschöpft vor all dem Kram, den die anderen Leute tauschen wollten, den sie aber nicht gebrauchen konnten. Da stellte sich plötzlich eine Freu neben sie und seufzte:“ …und niemand hat schwarzen Tee, ich brauche so dringend schwarzen Tee!“ Da sagte die Mutter:“ Schwarzen Tee habe ich zu Hause, was haben sie denn zu bieten?“ „Ich habe ein sehr schönes Konfirmationskleid, von meiner Tochter nur einmal getragen.“ Und so verabredeten sie die Übergabe noch am gleichen Tag. Als die Schwester von der Schule nach Hause kam, hing an der Garderobe ein schönes schwarzes Kleid mit Kragen und es passte wie angegossen. Nichts musste daran geändert werden.
Diese Geschichte hat mir vor einiger Zeit eine Schwester erzählt. Sie war das junge Mädchen, die sie miterlebt hat und die mit knapp 90 Jahren gesagt hat:“ Wir haben in diesen Notzeiten gebetet und sind immer behütet worden!“
Fragt doch mal eure Eltern oder Großeltern nach solchen Geschichten. Bestimmt hat jeder seinen Schutzengel mal so deutlich gespürt und es ist toll, so etwas wirklich Erlebtes erzählt zu bekommen. Und passt gut auf, was ihr mit euren Schutzengeln erlebt; das könnt ihr dann später euren Kindern und Enkelkindern erzählen.