Gottvertrauen im Alltag

Gemeindebrief
von Konstanze Philipp
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Wenn mein Konto mal wieder im Minus ist, wenn ein lieber Mensch sehr krank wird, wenn mein Vorhaben trotz aller investierter Arbeit schief gegangen ist, wenn der letzte Bus weggefahren ist, wenn die Weltlage mir die Luft zum Atmen nehmen will, oder wenn ich einfach „nur“ am Ende meiner Kräfte bin und nicht weiter weiß...

Wie finde ich da zurück zu diesem Gefühl, es ist jemand da, der alles in Händen hält, es wird alles seinen Sinn haben, auch wenn ich ihn jetzt nicht sehen kann. Das ist eine schwere Frage und es gibt nicht nur so viele Antworten wie Menschen auf der Erde, sondern auch in meinem eigenen Leben so viele Antworten wie unterschiedliche Situationen. Mal ist es ein Händefalten, mal ein Lied oder ein Psalm, mal ein Satz von jemandem, eine Umarmung im rechten Moment und manchmal reicht es schon, wenn ein Mensch mein Leid sieht und versteht (ohne mir Ratschläge zu erteilen!).

Mir hilft es immer, etwas aufzuschreiben, mir klar zu werden: Was kann ich tun und was kann ich nicht beeinflussen? Dann ist ein bewusstes Abgeben nach oben oft eine Erleichterung. Dem kranken Freund ist nicht geholfen, wenn ich auch verzweifle, sondern wenn ich bei ihm bin und zuhöre, innerlich vertrauensvoll bleiben kann und das ausstrahle.

Nach einem Scheitern meiner Pläne hilft es mir zu schauen, was sagt mir das, wo kann ich dadurch anders hinschauen und welche Tür öffnet sich vielleicht gerade durch das Zuschlagen einer anderen? Wenn der letzte Bus weg ist, kann ich vielleicht endlich den schon ewig beabsichtigten langen Spaziergang zum nächsten S-Bahnhof machen. Wenn die Weltlage mich so stark bedrückt, hilft es mir auch, all die guten Initiativen, die engagierten Menschen zu sehen und vielleicht auch eine Möglichkeit zu suchen, wie ich meinen kleinen Teil dazutun kann.

Und wenn ich am Ende meiner Kräfte bin? Dann steht Er da und trägt mich ein Stück, ich muss nur aufhören mich anzustrengen, mich vielleicht auch mal ausruhen in dem Vertrauen, dass Gott viele Boten hat und ich nicht alles alleine schaffen muss. Immer wieder kann ich schauen, ob ich nicht unglücklich werde durch meine falschen Erwartungen an mich selbst und an die anderen. Wenn ich meine Erwartungen zurückschraube, kann ich wesentlich entspannter leben und werde manche positive Überraschung erleben. Auch hier macht Übung den Meister. Wenn ich jeden Abend zurückschaue auf der Suche nach Dingen, für die ich dankbar sein kann, werde ich welche finden und kann mein Gottvertrauen wachsen lassen zu einer schönen Pflanze, die mich schützt und nährt.

„Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.“ Psalm 23 V1