Während des Erntedank-Gottesdienstes hatte ich die Freude, hinter einer kleinen Familie zu sitzen. Der kleine Junge – vielleicht ca. 18 Monate alt - war ständig aufmerksam und interessiert an allem, was passierte. Er drehte sich um, als das Orgelvorspiel begann und lauschte still der Musik. Als alle sich erhoben, um die Kirchenleitung zu begrüßen, stand er ruhig zwischen seinen Eltern und faltete seine kleinen Hände, beim Chorlied blickte er nach oben und hörte andächtig dem Chor zu. So lange, wie es kleine Kinder gibt, die Dank der Erziehung durch ihre Eltern ein solches Verhalten zeigen, bin ich voller Zuversicht, dass immer wieder Seelen unsere Erde betreten, die für uns alle Freude und Zukunft mitbringen. Wir dürfen ihre Kindheit mit Wohlwollen und Respekt begleiten, wir dürfen ihre Jugend als Helfer, Zuhörer und Vorbilder unterstützen, und wir sollten ihre Ideen und Vorstellungen akzeptieren, auch wenn sie andere Wege gehen, als wir sie kennengelernt haben. Wir als Gemeinde können die Kinder als kleine Pflänzchen pflegen und die Saat der Liebe in ihre Herzen setzen und vorleben, damit sie vielfältige Früchte bringen können.
Und wir dürfen uns darüber freuen, dass ein Kind seinen Erntedank dadurch dokumentiert, dass es voll Genuss in sein Kuchenbrötchen beißt und sich damit unserem Vater im Himmel dankbar erweist für die gesegnete Gabe, die es erhalten hat. Meine Zuversicht ist, dass die Liebe Gottes auf dieser Erde immer größer werden kann.
In naher Zukunft werden die Tage kürzer, die Dunkelheit greift Raum und die äußere Kälte wird uns umgeben. Regen, Stürme und kalte Winde können uns schwer und traurig werden lassen. Im November werden wir am Ewigkeitssonntag an die Menschen denken, die vor uns ihre irdische Hülle abgelegt haben. Wir haben, irdisch gesehen, Angehörige, Freunde und Bekannte „verloren“, weil sie in menschlicher Gestalt nicht mehr unter uns weilen. Vielleicht sind es kleine Dinge im Alltag, die dazu führen, dass wir unserer Lieben gedenken, wir sie gar bei uns fühlen. Wehmut und Trauer könnten uns erfassen. Das Alleinsein macht uns innerlich schwer, und es könnte ein Gefühl der Einsamkeit in unsere Herzen treten.
Aber wir dürfen glauben, dass unsere geistigen Begleiter stets an unserer Seite stehen. Sie wollen helfen und mittragen, was uns im Leben belastet. Wir sind nie wirklich allein, denn, auch wenn wir den einen Schritt vom Diesseits zum Jenseits gemacht haben, werden wir begleitet und von liebevollen Freunden empfangen. Joseph Weißenberg ging sogar noch weiter, als er sagte: „Meine größte Freude ist die Zukunft des ewigen Lebens.“
Mit welcher Zuversicht hat uns unser Kirchengründer damit ausgestattet, er sprach eben nicht nur von einer vagen Hoffnung, sondern von der Freude auf die Zukunft des ewigen Lebens. Wir dürfen glauben, dass nach unserer irdischen Existenz im Jenseits das Leben weitergeht, dass die Saat der Liebe, die wir gesät haben, als Frucht geerntet wird, und wir ausruhen dürfen von den vielen Lasten des irdischen Lebens. Meine Zuversicht ist, dass die Liebe Gottes auch nach dem irdischen Tod nicht endet.
Wenn der Funke von Gottes Liebe in uns die Dunkelheit und Kälte der Novembertage gemildert hat, werden wir in die Adventszeit gelangen, in der Kerzen, Lichter an den Fenstern, selbst an vielen Straßenzügen, beginnen, die Kinderaugen und unsere Herzen leuchten zu lassen. Unsere Augen werden die Sterne glänzen sehen, und vielleicht wird uns die Gnade zuteil, den Stern über Bethlehem zu erblicken. Die Weisen aus dem Morgenland hatten ihn entdeckt, und sie waren dem göttlichen Boten gefolgt, bis sie einen kleinen Stall erreicht hatten.
„In dieser ärmlichen Umgebung soll Gottes Sohn geboren worden sein?“ - Diese Frage stellten sie sich nicht, denn ihre Augen sahen nur die Äußerlichkeiten, ihr Herz jedoch die Wahrheit. Sie, die Vertreter des Reichtums und der Weisheit, beugten ihre Knie vor dem Heiland der Welt, in Eintracht und Gemeinschaft mit den „armen“ Hirten. Der Christus Gottes war geboren für alle Menschen der Welt, für Kleine und Große, für Arme und Reiche, für Ungebildete und Weise. Gott hatte seinen Sohn auf die Erde gesandt, um die Menschheit ein weiteres Mal auf den richtigen Weg zu bringen. Gott selber setzte die Saat, um dem Weltgeist mit der Kraft der Liebe zu begegnen. Jesus Christus erfüllte in seinem Leben diese Aufgabe: Er lebte die Liebe, er lehrte die Liebe und er wurde für die Liebe zu den Menschen, zu uns Menschen, gekreuzigt.
Meine Zuversicht ist, dass die Liebe Gottes nie vergehen wird und durch unsere Mitarbeit größer werden kann, denn jede liebevolle Tat wird die Welt heller, schöner und lebenswerter machen.
Wir brauchen uns nicht zu fürchten, dass uns die Kraft zu lieben, verlassen kann, denn: „Gott ist unsere Zuversicht und Stärke!“ Psalm 46, 2